Kommunale Cybersicherheit in Europa: Fünf Fragen an Patrick Wegener
Cyberangriffe sind kein deutsches Problem. Europäische Zusammenarbeit und ein guter Austausch über Grenzen hinweg kann deshalb hilfreich sein. Patrick Wegener hat Erfahrung mit länderübergreifender Zusammenarbeit. Er leitet das Europabüro der baden-württembergischen Kommunen in Brüssel und erklärt im Interview mit der Komm.ONE, was Kommunen tun können.
1) Cyberangriffe haben stark zugenommen in Europa. Wie können Kommunen auf diese Bedrohungslage reagieren?
Kommunen sollten ihre IT-Sicherheit durch Firewalls, regelmäßige Updates und Schulungen stärken. Ein Notfallplan für schnelle Reaktionen bei Angriffen ist essenziell. Zudem ist die Zusammenarbeit mit anderen Behörden wichtig, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und Best Practices auszutauschen. Vor allem aber gilt es zu verstehen, dass jede Kommune Teil eines europäischen Datenraums und Cybersicherheitssystems ist. Nur gemeinsam und frühzeitig kann man sich auf Bedrohungslagen vorbereiten.
2) Stichwort Künstliche Intelligenz – jetzt gibt es auch noch eine Technologie, die Manipulationen so einfach macht wie nie. Was wird sich in Zukunft durch generative KI an dieser Bedrohungslage verändern? Ist sie ein Gamechanger?
Generative KI erhöht das Risiko für täuschend echte Manipulationen. Kommunen müssen ihre Cybersicherheitsstrategien erweitern, um gefälschte Inhalte zu erkennen und sollten verstärkt mit Spezialisten zusammenarbeiten. Diese Technologie verändert die Bedrohungslage grundlegend. Deshalb ist es so wichtig, dass das europäische KI-Gesetz diese Entwicklung im Blick hat.
3) Hacker agieren global, sind gut organisiert und vernetzt. Was bedeutet dies für Kommunen? Wie können sie darauf reagieren?
Kommunen müssen auf internationale Bedrohungen reagieren, indem sie informiert sind über globale Entwicklungen. Fortlaufende Schulungen der IT-Teams und der Blick über den eigenen Tellerrand sind notwendig, um aktuellen Bedrohungen gewachsen zu sein.
4) Auf dem diesjährigen Cybersecurity-Tag im Juni haben Sie dazu animiert, dass die Kommunen innerhalb Europas mehr miteinander ins Gespräch kommen. Mit welcher Zielsetzung? Was kann der Austausch erreichen?
Der Austausch soll die Widerstandsfähigkeit gegenüber Cyberbedrohungen stärken. Durch gemeinsame Strategien, Standardisierung und geteilte Ressourcen können Kommunen ihre Sicherheitsmaßnahmen verbessern und Frühwarnsysteme effektiver nutzen. Das voneinander Lernen ist eine tolle Chance für die Kolleginnen und Kollegen und keine Einbahnstraße.
5) Welche Möglichkeiten haben Kommunen, sich mit anderen in Europa zu vernetzen? Wie kann ein solcher Austausch konkret aussehen?
Kommunen können sich über europäische Netzwerke wie ENISA vernetzen und an EU-finanzierten Projekten teilnehmen. Der Austausch kann durch Videokonferenzen, gemeinsame Schulungen und Plattformen zur Bedrohungsanalyse konkretisiert werden. Hierbei können bestehende kommunale Partnerschaften genutzt werden, um die inhaltliche Zusammenarbeit über Grenzen in Angriff zu nehmen.
Weitere Informationen zur Cybersicherheit für Kommunen
Lesen Sie unseren Bericht über den 2. Cybersecurity-Tag für Kommunen am 20. Juni 2024 in der Böblinger Kongresshalle. Patrick Wegener hielt dort einen Vortrag über den EU Cyber-Solidaritätspakt. Werfen Sie hier einen Blick auf das gesamte Programm des 2. Cybersicherheits-Tags mit allen Referenten.